Donnerstag, 27. Dezember 2007

Tag 6, in den Dschungel von Borneo...

Es heißt heute früh aufstehen, der Bus nach Sandakan fährt um halb acht oder acht, die Karten sollten wir um sieben Uhr kaufen, damit wir noch einen Platz bekommen. Der Preis von 40 Ringgit pro Person überrascht uns, und weil wir nur begrenzt Bargeld und keine Kreditkarte dabei haben - weil wir die Nature Lodge bar bezahlen werden und ich kein kleines Vermögen mitnehmen wollte - läuft Marco durch die morgendliche Hitze zurück zum Hotelsafe... Ich setze mich derweil ins benachbarte Café und genieße die Atmosphäre. Es ist ein muslimisches Café, Arabische Schriftzeichen und Bilder von Mekka zieren die Wände. Die Bedienung trägt allerdings ein Baseballcap, kein Kopftuch :) Ich bestelle "Tea", aber sie versteht meinen harten deutschen Akzent zuerst nicht und fragt "Chi??" Ich deute auf die Teegläser der anderen Gäste und sage "no milk, just tea". Als sie mir den gewünschten gezuckerten Tee ohne Milch serviert fragt sie breit grinsend: "Is this tea?"
Ich schreibe Notizen ins Tagebuch und die Mädchen des Cafés scharen sich um mich herum. Als ich frage, wieviel Uhr es ist, will mir jede als erste antworten.
Ein Mann stellt mir einen Teller mit einzeln verpackten süßen Teilchen hin. Aber da kommt Marco auch schon zurück und wir nehmen das Frühstück mit in den Bus - 1 Ringgit pro Stück! Es sind zum Umfallen leckere mit "black beans" gefüllte Milchbrötchen (wie man sie bei uns nennen würde)!
Der Bus ist einigermaßen kofortabel, auf jeden Fall so gut, dass man locker die vierstündige Fahrt übersteht. Aber was nicht feheln darf: Die Karaoke-DVD!



Auch der Weg über Lahad Datu nach Kota Kinabatangan führt wieder durch endlose Ölpalmenplantagen. Beeindruckende Landschaft ragt immerwieder hinter den Palmen auf.





Auf der Hälfte der Strecke zwischen Semporna und Sandakan (das finale Ziel der Busstrecke) hält der Bus für zwanzig Minuten an einem Restaurant. Es scheint völlig normal zu sein, das Essen in Styroporschachteln mitzunehmen. Übrigens legt man hier auch keinen Wert auf warmes Essen. Das meiste liegt bereits gekocht in der Auslage und man bekommt es einfach so serviert. Wozu braucht man in einem heißen Land auch heiße Speisen ;) ?

In Kota Kinabatangan hält der Busfahrer schließlich für uns an und zeigt uns das "Medan Salera Restaurant" auf der anderen Straßenseite, wo wir von den Mitarbeitern der Nature Lodge abgeholt werden sollen. Gerade frag ich mich, woran wir erkennen, zu wem wir gehen müssen, als uns schon "Papa Bear", vermutlich soetwas wie der Geschäftsführer der Nature Lodge und der Fahrer Samuel entgegenkommen. Kunststück, wir sind nunmal die einzigen deutlich erkennbaren Touristen weit und breit...
Bei eiskalter Cola warten wir noch auf die Engländer Dave, der seit 18 Monaten von Australien über Asien zurück nach England reist, und Matthew, der seinen Freund in Singapore getroffen hat, um mit ihm durch Borneo zu reisen. Sie kommen von Kota Kinabalu hier an, nachdem sie tags zuvor den 4000m hohen Mount Kinabalu bestiegen haben.



Weiter geht's im Minibus über eine unbefestigte Straße nach Sukau.



Es muss noch über den Fluss übergesetzt werden



und dann taucht auch schon die Nature Lodge auf:



Wir beziehen schnell unsere Hütten



und los geht's zur ersten Bootsfahrt zu Sonnenuntergang




Wahnsinn, nicht lange, und es lässt sich - nach einem äußerst kleinen und scheuen Krokodil - schon der erste Orang-Utan blicken!



Und kurz darauf - mir stockt der Atem!! Elefanten!



Außerdem sieht man viele Langschwanz Makaken, Nasenaffen und Reiher.







Zurück an den Lodges serviert uns Siti ein wahnsinns Abendessen, frischen Thunfisch in Curry-Kokosnusssoße mit Reis... Danach frischgepflückte Mini-Bananen. Wow!!
Direkt nach dem Essen geht's los zur Nachtwanderung. Die Hosen in die Socken gestopft gegen Blutegel, eingenebelt mit "Mosi - Guard" und bewaffnet mit Taschenlampen führt uns Cai - zusätzlich mit einer Machete am Gürtel bewaffnet - der schon bei Tag ein unschlagbares Auge für ansonsten für uns unsichtbare Tiere hatte, durch's dunkle Dschungeldickicht. Es ist heiß, doch trotzdem halte ich mir das Handtuch fest um die Schlutern, dass mir ja nichts in den Kragen fallen kann!
Cai findet Skorpione - Dave oder Matthew fragt: "Is ist dangerous?" und Cai meint nur trocken: "Yes, very dangerous." Bei der braunen Spinne erklärt er mir: "Brown no poison, black and yellow very poison!" Weiter sehen wir noch zwei Tausendfüßler und irgendein seltsames kleines Tier, das sich bei Berührung zusammenrollt und aussieht wie ein grauer Plastikball, fast so groß wie ein Tischtennisball. Immerwieder steigen wir über umgefallene Bäume oder waten durch Schlammlöcher. Ich blicke an den gigantischen Bäumen hoch und sehe sogar kurz eine Fledermaus. Auch die nächtlichen Dschungelgeräusche sind teilweise beeindruckend, so manche Zikade zirpt ohrenbetäubend schrill durch die Nacht. Ansonsten kann ich - nach zwei weiteren Mückenstichen durch den Ärmel des Baumwollhemdes - nichts sooo wahnsinnig besonderes an der Nachtwanderung finden. Die Flussfahrten sind eindeutig interessanter!
In der Nacht bin ich jedenfalls froh, kurz vor der Abreise nach Malaysia noch ein Universal-Moskitonetz besorgt zu haben!



Mit Haken und Kordeln in der Hütte aufgehängt und unter die Matratzen gestopft lässt es mich eindeutig ruhig schlafen, weil ich mich vor ungebetenen Gästen im Bett sicher fühle.

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